Tremezzo, ein traditionsreicher Ort mit ca. 1 300 Einwohnern, ist seit alters her bedeutend als Wohn- und Urlaubsdomizil. Die zentrale Lage am schönsten Uferbereich des Comer Sees zwischen Cadenabbia und Mezzagra hat in den letzten Jahrzehnten viele Gäste mit größerer Zahlungskraft angezogen. So entstand eine Vielzahl prächtiger Herrenhäuser, Hotels und Villen mit teilweise herrlichen Parkanlagen.

Tremezzo

Auch die Villa Carlotta, eines der schönsten Häuser am Comer See, gehört dazu. Interessanterweise wirken Tremezzo und die Nachbargemeinden Griante und Cadenabbia auf Durchreisende auf den ersten Blick nicht sehr attraktiv, führt doch die Hauptdurchgangsstraße direkt am Seeufer an den schönsten Gebäuden vorbei.

So lernt man Tremezzo zunächst von seiner unschönen Seite kennen: Tagestouristen auf Parkplatzsuche, Blechlawinen, Straßenlärm. Nicht umsonst stehen eine Verkehrsberuhigung oder ein Umgehungstunnel wie in Menaggio ganz oben auf der Agenda der Lokalpolitik.

Tremezzo und die Tremezzina

Und dennoch: Das Landschaftsbild, eine Symbiose aus See, Häusern und Bergen, wirkt überaus harmonisch und unverwechselbar. Im 17. Jahrhundert begann die Besiedlung, wie man sie heute kennt.

Wohlstand spross zunächst durch den Anbau von Oliven und Zitronen, später durch die Produktion von Seide. Die Einwohnerzahl stieg in den besten Zeiten auf bis zu 8 000, im Vergleich zu heute geradezu großstädtisch. Um 1850 errichteten die Tremezziner das erste Hotel und läuteten damit die touristische Blütezeit Tremezzos ein. Schon damals musste sich der Ort keineswegs hinter anderen beliebten Reisezielen wie der Amalfi-Küste, Neapel oder Cinque Terre verstecken.

Vor allem englische Adelsfamilien und Geschäftsleute wählten die Gegend als ‚Winterresidenz’, was man noch immer erkennt: der Baustil zeigt Merkmale britischen Einflusses. Besonders in die Parks und Gärten investierte man Geld und Liebe. Die Gäste von heute freuen sich darüber.

Konkurrenzlos am See: Die Villa Carlotta

Weiß strahlt sie vom See aus dem Betrachter entgegen. Durch ein eisern geschmiedetes Doppeltor eröffnet sich ein gigantischer Blick auf das wohl bekannteste Bauwerk am Comer See. Die Carlotta ist ein Traum einer Villa, die wie eine Diva über dem Lago thront. Alle wollen sie sehen und erleben. Ihre Eleganz, ihre Perfektion, vor allem auch den vollendet angelegten Garten von 20 000 qm² Größe.

Die Daten in aller Kürze: der Bau begann 1690 unter Giorgio Glerici, einem Mailänder Bankier. In der Folge ging das Haus durch vielerlei Hände, jeder veränderte ein wenig, setzte ein paar exotische Pflanzen und verkaufte weiter. Bis zum Ersten Weltkrieg blieb die Villa in Privatbesitz, mit Prinzessin Charlotte von Preußen als letzter Besitzerin. Seither kümmert sich eine Stiftung um Betrieb und Erhaltung.

Berühmt sind die Treppen vom Ufer bis hoch zum Eingang der Villa. Sie sind symmetrisch angeordnet, reich verziert und führen über insgesamt fünf Terrassen. Im Inneren der Villa ist ein Museum untergebracht, in dem Werke verschiedener Künstler zu besichtigen sind. Interessanter aber sind eigentlich die Räume an sich, geben sie dem Besucher doch eine gewisse Vorstellung vom Leben in vergangener Zeit.

Auf jedem der zwei Stockwerke sind elf Zimmer, die alle über einen eigenen Namen verfügen, z.B. Camera di Carlotta, Il Saloto Rosso oder Sal de Pranzo. Für Pflanzenliebhaber bieten die Außenanlagen viele Besonderheiten: den Bambusgarten mit ca. 25 Arten auf 3 000 qm, die zahlreichen Kamelien- und Azaleenbüsche und – bäume, den Steingarten, die künstliche Schlucht, die Rhododendron-Sammlung und vieles mehr.

Wer möchte, kann sich der Pflanzenwelt bei Führungen, Workshops, Ausstellungen oder Fotosafaris noch weiter nähern. Für das leibliche Wohl sorgt eine Cafeteria, zudem sind einige Rasenflächen für Picknicks freigegeben. Villa Carlotta. Via Provinciale Regina, 2. 22019 Tremezzo. 0344 40405. info@villacarlotta.it. www.villacarlotta.it. Preise von EUR 3,50 bis 9,00. Öffnungszeiten: März bis Anfang Oktober. 10.00 bis 17.00 (Sommer 09.00 bis 18.00) Uhr. GPS: 45° 59‘ N, 9° 14‘ O (Tremezzo).