Die ‚Früchte’ des Lario sind die Fische. Sie sind seit jeher Mittelpunkt der Lebensweise rund um den See. Die Art der Zubereitung trägt oft traditionelle Züge, die für Besucher manchmal überraschend sind. Die Missoltini beispielsweise werden in Streifen geschnitten, an der Luft getrocknet und später in einem Holzfass mit Lorbeerblättern aufbewahrt. Vor dem Genuss werden sie kurz auf den Grill gelegt, mit Essig und Öl beträufelt und danach serviert. Die für dieses Gericht verwendeten Fische sind Finten (Alosa fallax), auch Elben genannt – eine große Heringsart, die sowohl im Atlantik als auch in den oberitalienischen Seen vorkommt. Der bis zu 55 cm lange und bis zu zwei Kilo schwere Fisch ist allerdings in seinen Beständen schon dezimiert und steht auf der Liste der bedrohten Tierarten. Die Finte wandert im Mai an die Flussmündungen des Comer Sees und zur Laichablage weiter in die unteren Flussläufe.
In Dervio findet jedes Jahr im Juli mit der Sagra del Missoltini ein Fischfest zu Ehren der Finten statt. Dort werden die Tiere sowohl in traditioneller als auch alternativer Zubereitung serviert. Fritto misto di Lago heißt eine gemischte Fischplatte, meist aus Ukelei (Lauben), Finten, Blaufelchen und Flussbarschen, die in Mehl gewendet und dann in einer schweren Eisenpfanne mit reichlich Fett unter großer Hitze kurz angebraten werden. Salbei gibt ihnen eine unverwechselbare Note. Pesce del Carpione wiederum werden zunächst frittiert und danach, eingelegt in eine Essig/Öl-Marinade, eine gewisse Zeit gelagert. Frisches Brot und ein Gläschen Wein dazu – ein Genuss.